Kulturelles Apulien
Rundreise des Bürgervereins vom 16. - 23. April 2016
Samstag, 16. April 2016
Der Bus bringt uns von Barsbüttel zum Hamburger Flughafen. Dort erfolgt das Einchecken problemlos. Das Flugzeug faßt höchstens 100 Passagiere, 49 davon sind Barsbütteler. Der sehr ruhige Flug führt
vorbei an Nürnberg, Salzburg, Kroatien über die Adria nach Bari. Unsere Reiseleiterin Brigitte erwartet uns am Flughafen, Luigis Bus parkt nebenan. Auf der gut einstündigen Fahrt nach Torre Canne
erfahren wir die ersten interessanten Details zu Apulien, unserer Italienregion für die nächsten 7 Tage.
Das Hotel in Torre Canne liegt direkt am Strand. Das Wetter ist herrlich, abends haben wir noch 20 Grad, der milde Wind streichelt unsere Gesichter, es fühlt sich an wie toller Früh-sommer. Das Essen
im Hotel ist wunderbar. Es gibt leckere Vorspeisen, Risotto, etwas vom Schwein und sehr gutes Obst als Dessert. Wir fühlen uns extrem wohl.
Sonntag, 17. April 2016
Trani steht auf dem Programm. Nach einer komplizierten Buspark-Situation dirigiert Luigi sein Gefährt in die Mini-Parklücke. Von Brigitte hören wir die Geschichte der Staufer in vielen Facetten. Die
Basilika in Trani besichtigen wir, erfahren Einzelheiten zu architektonischen Besonderheiten, sehen die Basilika in völlig neuem Licht.
Mittagspause am Hafen, Motorradkorso mit Polizeibegleitung. Es ist schön warm, ca. 28 Grad.
Weiter geht die Fahrt zum Castel del Monte. Achteckig steht es trutzig auf dem Hügel. Es hat 8 Türme, die 8 spielt eine zentrale Rolle, wir hören von mathematischen Formeln, dem goldenen Schnitt,
erfahren die Geschichte des Castels.
Das Abendessen nehmen wir in der Masseria Priore ein. Masserien sind ehemalige Guts-häuser, die zu urigen Hotels oder Restaurants ausgebaut wurden. Vorweg gibt es eine an-schauliche Demonstration der
Käserin. Vor unseren Augen bearbeitet sie Käse, der noch eine Konsistenz wie körniger Frischkäse hat, zu Mozzarella. Es ist äußerst interessant, ihre flinken Finger zu beobachten. Dann gibt es unsere
ersten apulischen Spezialitäten zu essen. Es gibt viele köstliche Kleinigkeiten: Mozzarella in 2 Sorten, einheimisches Brot, kleine Eier-pfannküchlein mit Gewürzen, gegrillte Zucchini + Auberginen,
Oliven, Saubohnenmus mit Zichorie, in Essig eingelegte essbare Knollen der Traubenhyazinthen und vieles mehr.
Im Hotel erwartet uns in der Bar ein Musiker, der italienische Musik spielt, wir singen mit, tanzen und genießen die Gemeinschaft.
Ein wundervoller Tag geht zu Ende.
Montag, 18. April 2016
Wir fahren zum Höhlensystem der "Grotte di Castellana" die Franco Agnelli am 23. Januar 1938 entdeckte. Mit einem Führer gehen wir die kürzere der beiden Besichtigungsrouten. Sie hat eine Länge von 1
km, führt vom großen Abgrund "Grave", der ersten und einzigen Höhle, die nach außen Kontakt hat bis zur Caverna del Precipizio (Höhle des Abgrunds). Der glitschige Weg führt uns vorbei an einer
Vielzahl von spektakulären Tropfsteinen, bizarren Stalaktiten, Stalagmiten, Gitterbildungen und Säulen. (Aus dem Prospekt "Wunder von Apulien") Es ist unwirklich, hier zu gehen. Es herrscht hier
unten eine konstante Temperatur von 15 - 17 Grad. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 80%. Die Stalagmiten wachsen im Durchschnitt einen Zentimeter in 80 Jahren. Es ist unbegreiflich bei diesen
riesigen Gebilden.
Wir kommen uns so klein und unbedeutend vor. Am Ende der Grotte ist ein künstlicher Halb-kreis mit Stufen errichtet worden. Hier finden Vorträge zu dieser Grotte statt. Nach ca. einer Stunde ist der
(kurze) Rundgang durch die Unterwelt beendet. Wir sind ziemlich naß ge-schwitzt durch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Es ist schön, wieder an der frischen Luft im Sonnenschein zu stehen.
Weiter führt uns Luigi (Gigi) mit seinem Bus zur Cantina Albea. Dies ist eine der ältesten Cantinas (Winzer) Apuliens. Die roten Trauben Primitivo, Negro Amaro und auch weiße Trauben werden hier
gekeltert. Der Führer erzählt uns viele Einzelheiten über den Anbau der Reben früher und heute, über die verschiedenen Weinsorten. Der Gang durch das kleine Weinmuseum ist äußerst interessant. In der
Probierstube dürfen wir 3 Weinsorten probieren. Bei jedem Schlückchen Wein heißt es: erst sehen, dann riechen, dann schmecken. Nach diesem Exkurs in die Wissenschaft vom Wein fahren wir nach
Alberobello, der Hochburg der Trulli (kleine Steinhäuschen mit einem kreisrunden, grauen Dach) In einer Pizzeria haben wir ein Mittagessen bestellt. Die angebotenen Pizzen schmecken alle extrem
lecker.
Nach einem Stündchen Freizeit führt uns Brigitte in die Welt der Trulli, erzählt von den An-fängen, von der Legende der Trulli-Architektur: Der Feudalherr Gianginolamo Acquaviva, der sich im 17.
Jahrhundert der Gebäudesteuer entziehen wollte, gebot seinen Bauern, mit den groben Steinen, die sie auf den Feldern bargen, ihre Häuser zu errichten. Die Steine durften nur geschichtet und mörtellos
aufeinander gesetzt werden, damit die Häuser über Nacht ab-getragen werden konnten bei drohender Kontrolle der Steuereintreiber. (Aus Marco Polo, Apulien). Es gibt heute noch ca. 5000 Trulli, in
denen sich u.a. Souvenirläden befinden. Einige werden als Sommerresidenzen vermietet. Es ist ein unwirkliches Bild, mitten zwischen diesen kleinen kegelförmigen weißen Häuschen mit dem grauen Dach zu
stehen.
Abends gibt es im Restaurant La Rotonda 2 ein wunderbares Essen: ausgezeichneten Fisch in vielen Variationen. Die Fischer bringen ihren Fang in einem kleinen Boot direkt an die Terrasse des
Restaurants. Wir genießen alles sehr.
Dienstag, 19. April 2016
Heute können wir etwas später aufstehen, spazieren am Strand entlang. Dann holt uns Gigi mit dem Bus ab und fährt eine lange Strecke bis Matera. Dort stehen auf dem Parkplatz schon mindestens 28
Busse. Wir bummeln durch den Ort, dann geht's über viele unebene Wege und Stufen hoch zur alten Höhlenstadt. Es ist schon unheimlich, sich vorzustellen, daß im Europa des 20. Jahrhunderts hier viele
Tausend Menschen unter unwürdigen Beding-ungen zusammen mit den Tieren in den Höhlen ohne Komfort und mit entsetzlichen hygienischen Verhältnissen gelebt haben. Vollkommen verständlich, daß immer
wieder schwere Krankheiten ausbrachen. Wir sind total erleichtert, als wir wieder in den Sonnen-schein und die heutige Welt hinaus können.
Nebenan gibt es noch Reste der Felsenkirche Santa Lucia Alle Malve zu besichtigen. Hier in den alten Gemäuern ist es angenehm kühl.
Mittwoch, 20. April 2016
Das Wetter hat sich über Nacht geändert. Aus dem Wüstenwind wurde der Tramuntanawind. Morgens werden wir vom brüllenden Meer geweckt. Unser heutiger Ausflug führt uns an die Südspitze Apuliens,
vorbei an Gallipolli. Hier hat eine Krankheit Tausende von Oliven-bäumen befallen. Es ist furchtbar, anzusehen, wie die braunen Bäume großflächig aus-geschnitten werden, um sie eventuell noch retten
zu können. Da die Olivenernte viele Menschen ernähren muß, ist der Verlust der Bäume bedrohlich. Hoffentlich gibt es bald ein Mittel, die Bäume zu retten.
Hinter Gallipolli fahren wir eine Küstenstraße entlang. An jeder Biegung, hinter jeder Kurve tut sich eine neue, bezaubernde Aussicht auf. Hier auf den Felsklippen ist der Ausblick unbe-schreiblich.
Viele Kilometer lang geht diese wunderbare Panoramafahrt. Es ist ein großer Genuß. In Santa Maria de Leuca, am Ende der Welt, dem "Finisterre" genießen wir den Aus-blick, die Sonne, die Wärme, den
Wind. Es ist wunderbar hier oben. Weiter führt uns der Weg nach Otranto. Verträumte Buchten tun sich auf. Es ist in der Tat atemberaubend. In der Agriturismo L'Uliveto" (Zum Olivenhain) haben wir ein
leckeres apulisches Mittagessen. Es ist schön hier.
In Otranto gibt es eine kleine Führung. Wir hören von dem Massaker der Türken, die 800 Frauen, Kinder und Männer köpften, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollten. Papst
Franziskus hat sie alle heilig gesprochen. Ihre Gebeine liegen in der
Kathedrale Santa Maria Annunziata. Hier bewundern wir den weltberühmten Mosaik-fußboden aus Millionen von bunten Kalksteinchen. Er zeigt ein riesiges Geflecht aus Bibelgeschichten, allegorischen und
mythologischen Szenen, die die mittelalterliche Geisteswelt widerspiegeln.
(aus Marco Polo, Apulien).
Donnerstag 21. April 2016
Lecce steht heute auf dem Programm. Auf dem Parkplatz erkennen wir, daß wir nicht die einzigen Besucher sein werden. Brigitte führt uns durch enge Altstadtgassen. Die Stadt war schon unter den Römern
ein bedeutender Ort. Durch Kaiser Karl V. wurde sie im 16. Jahr-hundert zum politischen Mittelpunkt des Salento. Lecce ist berühmt für seinen exzessiven dekorativen Barock. Bei der Basilica Santa
Croce geht es nicht mehr exzessiver. An der Fassade haben sich die Barockkünstler Francesco Antonio Zimbalo und Cesare Penna aus-getobt. In dem für Lecce typischen weichen, hellgelben Gestein, das
sich von den Bildhauern wie Butter schneiden ließ und das sich erst im Kontakt mit der Luft erhärtete, entstanden Engel, Putten, Früchte, Getier und Fruchtbarkeitssymbole. Es wirkt für uns ziemlich
über-laden. (Marco Polo, Apulien)
In der Innenstadt stehen wir vor vielen Resten aus längst vergangenen Zeiten: vor dem halben Amphitheater, dessen zweite Hälfte überbaut wurde, vor dem Denkmal des Stadt-patrons San Oronzo an der
Piazza del Duomo. Die Stadt ist voller Schüler, die uns auf der ganzen Reise bei allen Sehenswürdigkeiten begegneten.
Unser nächstes Ziel heißt Ostuni. Die weiße Stadt liegt auf einem Hügel. Wir schlendern durch die bezaubernde Kleinstadt. Hier fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Immer wieder tun sich neue Ausblicke
auf. Gern wären wir länger geblieben. Es muß schön sein, hier abends in einem der kleinen Ristorante zu sitzen und dem Treiben zuzusehen, das Flair der Stadt zu genießen.
In der Ölmühle wartet eine sehr interessante Beschreibung des Ablaufes der Ölgewinnung auf uns. Wir sind in einem sehr modernen Betrieb. Unsere junge Dame berichtet sehr an-schaulich von den sehr
kurzen zeitlichen Abläufen zwischen Anlieferung der Oliven und der Abfüllung des Öles. In Apulien gibt es ca. 60 Millionen Olivenbäume.
Unser Abend klingt aus mit einem apulischen Essen im Hotel und mit vielen, langen Gesprächen in der Bar.
Freitag, 22. April 2016
Als erstes süßes Kleinod steht Monopoli auf dem Programm. Es ist ein wunderschönes, kleines Städtchen, vom Tourismus kaum entdeckt. Die Kathedrale Madonna della Madia besichtigen wir. Sie gilt heute
als eine der schönsten Barockkirchen Apuliens. Hier ist eine heilige Ikone zu bewundern, die auf einem hölzernen Floß übers Meer kam.
Bei einem Straßenhändler kaufen wir fürs Picknick ein: Tomaten, Äpfel, Erbsen, Erdbeeren, lecker!
Polignano a Mare: Wie ein Schwalbennest klebt der kleine Ort mit den weiß gekalkten Häusern malerisch an den Klippen der Adriaküste. Wir schlendern durch die Gassen, schießen viele Fotos, stehen an
der Stelle, an der die Klippenspringer sich in die Fluten stürzen. Es ist sehr schön und romantisch hier.
Nach einem geruhsamen Kaffee Speciale geht's weiter nach Egnazia. Am Rande des Waldes bereiten wir unser Picknick vor. Es macht Spaß, hier in der Natur zu sein, zu naschen, sich zu unterhalten. Beim
anschließenden Besuch im Museum sehen wir viele Ausgrabungsstücke. Die Ausgrabungsstätte ist eine der bedeutendsten Grabungsstätten der Region Apuliens. Man vermutet noch viele Zeugen der antiken
Siedlung Egnazia aus dem zehnten Jahrhundert unter der Ackerkrume.
Der Weg zurück zum Hotel führt auf einer kleinen Straße immer am Meer entlang. Es ist sehr idyllisch und ruhig. Nach einer kurzen Verschnaufpause bringt uns Gigi mit dem Bus in unsere letzte Masseria
zum Abendessen. Hier ist unsere Gruppe wieder allein. Es gibt unzählige, extrem leckere Antipasti. Die junge Bedienung arbeitet sehr flott und ruhig. Es ist
schön, sich noch einmal verwöhnen zu lassen. Zum Abschluß streicheln wir Hund und Katze. In der Bar unseres Hotels geht ein wunderbarer Tag zu Ende.
Samstag, 23. April 2016
Kofferpacken, Frühstück, Abfahrt nach Bari. Der Stadtrundgang führt uns zur Basilika San Nicola. Sie ist sozusagen der Prototyp der apulischen Kathedralen. Im elften Jahrhundert haben Bareser
Seeleute den Leichnam des hochverehrten, frühchristlichen Märtyrers des heiligen San Nicola, aus Myrna entwendet und nach Bari geschafft. Die Statue des Heiligen San Nicola ist in der Basilika zu
bewundern. Unten in der Krypta findet ein orthodoxer Gottesdienst statt, oben heiratet ein Paar katholisch.
Nach einem Spaziergang durch enge, verwinkelte Gassen, durch die malerische Nudelgasse haben wir ein letztes Mittagessen. Es gibt mal wieder apulische Spezialitäten. Draußen gießt es. Die freie Zeit
in Bari hat sich damit erledigt. Macht nichts.
Brigitte begleitet uns zum Flughafen, hilft uns beim Einchecken. Der Flug nach Hamburg verläuft sehr ruhig. Unsere Pilotin Ortrud bringt uns gut zurück.
Unser Bus wartet auf uns. Am AKKU steigen wir 49 Apulienreisende aus und sind entsetzt vom eiskalten Wind.
Es war schön, eine Woche lang zu spüren, wie sich Sommer anfühlt. Unsere Reise nach Apulien war sehr abwechslungsreich. Es gab ein umfangreiches Programm, viel Kultur. Viele wichtige
Sehenswürdigkeiten haben wir besichtigt. Wir konnten uns von der Lebensweise der Apulier ein Bild machen. Die Freundlichkeit der Menschen, die apulischen Speisen und Getränke überzeugten uns.
Insgesamt sind wir in der Zeit 50 km zu Fuß über Treppen, un-ebene Straßen und Wege gegangen. Mit dem Bus wurden wir 1.600 km durch Apulien gefahren. Es war eine wunderbare Reise mit ausgesprochen
liebenswerten und sympathischen Mitreisenden. Ich möchte nicht eine Minute dieser tollen Zeit missen und bin dankbar, dabei gewesen zu sein.
Ina Ahlrichs